Eine Welt ohne Urheberrecht

Hätte ich ja nicht gedacht, dass eine Forderung, die mal auf keimform.de gepostet wurde, so schnell aufgegriffen wird: Make Copyright History. Die »Süddeutsche« bringt den Artikel »Krieg den Palästen, Friede den Künstlern!«, der Autor kann sich durchaus »Eine Welt ohne Urheberrecht« vorstellen. Auch wenn das nicht wirklich jemand kapiert (siehe die Kommentare beim Artikel), manchen ziemlich unwohl dabei wird und der Autor die Geldlogik kein bisschen überschreitet — auch wenn das alles so ist, ist es trotzdem sehr gut, dass der Artikel erschienen ist (inkl. einer zugespitzten Kritik an Creative Commons).

Die Diskussion um die Abschaffung des Urheberrechts steht auf der Agenda. Sie ist Ausdruck der Tatsache, dass der Selbstentwertungsprozess im Kapitalismus dadurch voranschreitet, dass immer mehr Güter zu Universalgütern werden, die letztlich ihr Warendasein verlieren werden (schon klar, dass viele das gar nicht so sehen — diskutieren wir ja noch drüber in Bälde). Gleichzeitig klammern sich, na ja: eigentlich fast alle an die Geldlogik. Auch der Artikel schlägt den KünstlerInnen nur eine radikalisierte entsicherte neoliberale Version des Hauens und Stechens auf völlig befreiten Märkten vor — interessant wie der Autor ein paar (vermeintliche) Seitenhiebe auf den Neoliberalismus einsetzt, um sein wesentlich radikaleres Selbstverwertungsmodell zu begründen.

Es gibt kein Zurück zum Heile-Welt-Fordismus mit funktionalem Urheberrecht. Jetzt die Abschaffung des Urheberrechts zu fordern, bringt die Widersprüche auf den Tisch: Innerhalb der Geldlogik ist nichts mehr zu holen, wie aber soll es dann gehen? Grundeinkommen? Kulturflatrate? Mir scheint, da ist nichts zu machen. Die Verwertungs- und Geldlogik selbst steht zur Disposition — vermutlich schneller, als uns lieb ist, haben wir doch keine praktischen flächendeckenden Alternativen zur Hand. Man kann sich die Widersprüche nicht aussuchen. Wir sollten sie auf jeden Fall nicht mehr verdrängen, sondern offen darüber reden.

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