Selbstorganisierte Fülle (3): Vom Immateriellen zum Materiellen

Bikesharing in Spanien – zum Vergrößern klicken (Lizenz: CC-BY-SA 3.0, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Punto_de_recogida_situado_en_el_conservatorio.JPG )[Zweiter Teil]

Materielle Fülle und der ökologische Fußabdruck

Die bisher betrachteten Fälle von Peer-Produktion fanden hauptsächlich im Bereich der Informationsgüter statt. Kann Ähnliches auch für die materielle Welt gelten? Kann Peer-Produktion auch materielle Fülle schaffen, so wie sie im Internet immaterielle Fülle herstellt?

Dazu müssen wir uns nochmal mit der Bedeutung des Wortes „Fülle“ beschäftigen. Denn ein Problem, das es so nur im materiellen Bereich gib, ist die Begrenztheit der Erde. Diese Begrenztheit kann mittels des ökologischen Fußabdrucks gemessen werden. Der ökologische Fußabdruck ist die Fläche auf der Erde, die nötig ist, um den Lebensstil einer Gruppe von Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Also die Fläche, die benötigt wird, um die Ressourcen, die ich verwende, anzupflanzen bzw. abzubauen; sowie die Fläche, die gebraucht wird, um den Müll, der während Herstellung, Nutzung und späterer Entsorgung der von mir genutzten Produkte anfällt, aufzunehmen und zu absorbieren.

Die insgesamt benötigte Fläche kann man messen für eine Einzelperson, für ein ganzes Volk oder für die ganze Menschheit. Die Maßeinheit für den ökologischen Fußabdruck ist der „globale Hektar“. Ein Hektar ist ein hundertstel Quadratkilometer, und der „globale Hektar“ bezeichnet einen Hektar Land von durchschnittlicher Produktivität (manches Land ist ja weniger ergiebig, anderes mehr, das wird beim Berechnen des Fußabdrucks rausgemittelt).

Hier ergibt sich ein Problem, denn der gesamte ökologische Fußabdruck der Menschheit beträgt etwa siebzehn Milliarden globale Hektar, die insgesamt verfügbare Biokapazität der Erde umfasst aber nur knapp zwölf Milliarden globale Hektar. Es gibt also ein Missverhältnis: so wie wir heute leben, bräuchten wir eigentlich 1,4 Erden, es ist aber nur eine Erde vorhanden. Was wir machen, kann auf Dauer nicht gut gehen – wir leben auf Kosten unserer Kinder, denen diese übernutzten Ressourcen später fehlen werden.

Wir verbrauchen endliche Ressourcen wie Öl und Gas, die in absehbarer Zukunft zu Ende gehen werden. Eine andere Art der Übernutzung ist die Erderwärmung, die dadurch verursacht wird, dass wir viel mehr CO2 absetzen, als Ozeane und Wälder absorbieren können. Deshalb erwärmt sich die Erdatmosphäre, was zur Zunahme von Naturkatastrophen führt und bestimmte Regionen der Erde tendenziell unbewohnbar zu macht droht.

Fußabdruck pro Person – zum Vergrößern klickenWenn man sagt: „wir leben auf Kosten unserer Kinder“, ist das „wir“ dabei allerdings sehr ungleich verteilt. Denn in vielen Ländern ist der durchschnittliche Fußabdruck pro Person sehr gering – in Bangladesch und Nepal beträgt er 0,5 globale Hektar pro Person, in Indien und den Philippinen 0,8 Hektar, im Irak und in Uganda liegt er bei 1,3 Hektar. Wenn man den Durchschnitt bildet, der sich aus den zwölf Milliarden Hektar verfügbarer Biokapazität und den etwa sechseinhalb Milliarden Menschen ergibt, die heute auf der Erde leben, kommt man auf 1,8 Hektar pro Person. Das ist also der persönliche Durchschnittswert, der nachhaltig möglich ist.

Der tatsächliche weltweite Durchschnitt ist wie gesagt 40% höher und liegt bei 2,6 Hektar. In Ländern wie Deutschland sieht es noch schlimmer aus, hier liegt der Wert bei 4,0 Hektar. Die anderen europäischen Ländern haben ähnliche Werte. Die USA und einige andere Länder sind extrem – dort liegt der Wert bei 9,0 Hektar, also nochmal mehr als doppelt so viel wie in Deutschland.

Wir in den westlichen Ländern, im „globalen Norden“ wie man heute auch sagt, leben also nicht nur auf Kosten unserer Kinder, sondern auch auf Kosten der Menschen anderswo in der Welt. Denn es ist völlig klar, dass wir nur deswegen so leben können, weil die Leute anderswo sehr viel weniger Ressourcen verbrauchen.

Materielle Fülle für alle?

Wenn man über materielle Fülle für alle nachdenkt, ist klar, dass diese materielle Fülle – unabhängig von der Gesellschaftsform, in der sie produziert wird – im Rahmen der verfügbaren Biokapazität bleiben muss. Die Grenze von derzeit 1,8 Hektar pro Person muss eingehalten werden, sonst geht die Fülle für einige notwendigerweise auf Kosten anderer, die weniger abkriegen, oder auf Kosten unserer Kinder. Zu Beginn des ersten Teils ging es um zwei Konzepte von Fülle. Das eine war Fülle als „grenzenlose Verschwendung“, wo ich mir z.B. fünf Autos in die Garage stellen könnte; wo ich mir nach Belieben Dinge aneignen könnte, um sie, wenn mir der Sinn danach steht, nach kurzer Verwendung wieder wegzuschmeißen. Eins ist völlig klar: Fülle als grenzenlose Verschwendung ist im materiellen Bereich nicht möglich – nicht für alle und nicht auf Dauer.

Damit ist aber zur Möglichkeit des anderen Konzepts von Fülle – Fülle im Sinne von „genau was ich brauche“ – noch nichts gesagt. Da ist die Frage: Kann man so produzieren, dass für alle genug da? Dass alle nutzen können, was sie brauchen, wenn sie es brauchen? Geht das im Rahmen der 1,8 Hektar Biokapazität, die jeder und jedem im Schnitt zur Verfügung stehen? Ich denke, dass es grundsätzlich möglich ist, wenn man es richtig anstellt. Aber wie kann man es richtig anstellen, wie kann eine Gesellschaft funktionieren, wo allen Menschen zur Verfügung steht, was sie brauchen, ohne dass dies auf Kosten der Erde oder der nachfolgenden Generationen ginge?

Kann der Kapitalismus, die Gesellschaft, in der wir leben, materielle Fülle für alle erzeugen? Diese Frage lässt sich eindeutig verneinen. Zwar erzeugt er offensichtlich Fülle für einige – uns in Deutschland geht es ja im Schnitt ganz gut, und denen, die richtig wohlhabend sind, geht es noch deutlich besser. Aber diese Fülle für einige geht auf Kosten der Menschen in der Dritten Welt, in den armen Ländern, die von der kapitalistisch produzierten Fülle großteils ausgeschlossen sind. Fülle für alle ist unter kapitalistischen Verhältnissen grundsätzlich nicht möglich. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Zum einen geht es im Kapitalismus immer um die Kapitalverwertung, also darum, aus Geld mehr Geld zu machen. Ich kann aus Geld aber nur dann mehr Geld machen, wenn ich produziere, also Ressourcen einsetze. Wenn die Geldvermehrung funktioniert, ist das vorhandene Kapital gewachsen, und damit sie weiterhin funktioniert, muss es neu angelegt werden und noch weiter wachsen. Somit gehört zum Kapitalismus die Notwendigkeit permanenten Wachstums, was dazu führt, dass die Ausnutzung der Biokapazität zwangsläufig über die dauerhaft möglichen Grenzen hinaus getrieben werden muss. Es ist kein Zufall, sondern systembedingt, dass wir heute mehr Biokapazität vernutzen als nachhaltig verfügbar ist. Unter kapitalistischen Bedingungen geht es nicht anders, denn wenn es kein Wachstum gibt, gibt es Krise – dann scheitert die Verwertung mancher Kapitalien, Firmen gehen Pleite, Leute werden arbeitslos und damit von der kapitalistisch produzieren Fülle weitgehend ausgeschlossen. Krise ist also auch nicht gut, aber die Alternative – Wachstum – geht notwendigerweise auf Kosten der Natur.

Zweitens ist Fülle für alle auch deswegen ausgeschlossen, weil kapitalistisch produzierte Güter verkauft werden müssen – wird etwas nicht verkauft, kann man damit kein Geld verdienen. Verkaufen kann man Dinge aber nur, wenn sie knapp sind, also wenn es nicht genug davon für alle gibt. Wenn etwas nicht knapp ist, geht sein Preis, wie die Ökonomen wissen, gegen null. Dann gehen Hersteller Pleite, die Verwertung scheitert, und der entsprechende Bereich wird für die kapitalistische Wertverwertung uninteressant (sofern nicht durch die „Marktbereinigung“ wieder eine Situation der Knappheit entsteht). Vor diesem Problem steht heute die Musikindustrie, da man Musik so leicht teilen kann, dass sie im Überfluss vorhanden ist. Das zerstört den Markt für Musik, die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen. Entweder man hat Knappheit und der Kapitalismus floriert, oder man hat Fülle, die den Markt zerstört und die kapitalistische Wertverwertung unmöglich macht.

Und zum dritten besteht ein Konflikt zwischen Fülle für alle und dem Grundprinzip des Kapitalismus: der Konkurrenz. Konkurrenz bedeutet, dass die Gewinne der einen immer die Verluste der anderen sind. Ich dränge meine Konkurrent/innen aus dem Markt, beispielsweise setze ich mich auf dem Arbeitsmarkt durch: dann finde ich einen Job, aber andere finden keinen, bleiben arbeitslos und damit arm. Ich muss mich immer gegen die Konkurrenz durchsetzen und wenn ich das schaffe, ist es gut für mich, aber schlecht für die anderen. Fülle gibt es vielleicht für die, die gewinnen, aber den Verlierer/innen im Konkurrenzkampf bleibt dann beispielsweise nur Hartz IV.

Dagegen sind die Voraussetzungen der Peer-Produktion sehr viel besser, weil sie auf dem Bedürfnisprinzip basiert: Leute tun sich zusammen und produzieren etwas, weil es ihren Bedürfnissen entspricht. Dabei kann ich angeregt werden durch produktive Bedürfnisse, also ich mache etwas, weil ich es gerne tue; oder durch konsumtive Bedürfnisse, also ich trage zu der Produktion eines Gutes bei, das ich selber haben möchte. Es geht um die Bedürfnisse der Menschen, nicht um einen abstrakten Zweck wie die Kapitalverwertung. Nun müssen meine Bedürfnisse aber nichts zwangsläufig auf Kosten der Bedürfnisse anderer Leute gehen. Beispielsweise beim Kopieren: wenn ich mir etwas kopiere, was ich haben möchte, entspricht das meinen Bedürfnissen, schadet den Bedürfnissen anderer Menschen aber nicht.

Und die Peer-Produktion funktioniert gerade deshalb so gut, weil sich die Leute gegenseitig bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse unterstützen, was für alle Beteiligten von Vorteil ist. Anders als im Kapitalismus gibt es nicht Gewinne für einige auf Kosten anderer, sondern die Zusammenarbeit nutzt allen Beteiligten.

Die Freiheit zu teilen

Jetzt ist die Frage: Wie lässt sich das, was im Immateriellen schon so gut funktioniert, in den materiellen Bereich übertragen?

Wir hatten im zweiten Teil gesehen, dass eine der drei essentiellen Freiheiten die Freiheit ist, Dinge weiterzuverbreiten und zu teilen. Ich hatte die Faustregel formuliert: „Seid großzügig und teilt was ihr könnt, denn nur so werdet ihr Leute finden, die mit euch zusammenarbeiten.“ Wie ist das im Materiellen möglich?

Nina Paleys Video hat schon einen Hinweis auf eine Möglichkeit gegeben, nämlich das Kopieren, das Vervielfältigen:

Wenn ich dein Fahrrad klaue,
musst du den Bus nehmen.
Wenn ich es aber kopiere,
haben wir beide eins!

Wenn wir das Fahrrad kopieren, wenn wir also zwei Fahrräder herstellen, dann haben wir genug. Auch materielle Dinge sind also nicht unbedingt knapp, es muss kein Mangel an Fahrrädern herrschen. Je nach Anzahl der Interessent/innen braucht man vielleicht nicht nur zwei, sondern drei oder fünf oder (falls alle heute lebenden Menschen eins haben möchten) gegen sieben Milliarden, aber das heißt nicht, dass die Produktion dieser Fahrräder unmöglich wäre. Auch die ökologische Begrenztheit verhindert das nicht – ich denke, es ist ohne Weiteres möglich, Fahrräder für alle zu produzieren, ohne dass das die Grenzen der verfügbaren Biokapazität sprengen würde.

Zumindest für Dinge, die wenig Ressourcen-intensiv sind, sollte es also möglich sein, sie in ausreichender Zahl zu produzieren, um alle Bedürfnisse danach zufrieden zu stellen: so viele Fahrräder, so viele Kugelschreiber, so viele Stühle, dass alle, die möchten, Fahrgelegenheiten, Schreibgelegenheiten, Sitzgelegenheiten bekommen können, ohne dass es auf Kosten anderer oder auf Kosten der Natur gehen müsste.

Zwar ist das Kopieren bei materiellen Dingen nicht so einfach wie bei Informationen. Aber unter gewissen Umständen sind auch materielle Produkte kopierbar, nämlich wenn man über die gesamten Baupläne sowie über die benötigten Ressourcen und Produktionsmittel verfügt.

Wenn Baupläne und Konstruktionsbeschreibungen in Peer-Projekten gemeinsam entwickelt und gemäß den drei Freiheiten geteilt werden, nennt man das Freies Design oder (etwas ungenau) Freie Hardware. Dieser Bereich ist heute sehr stark im Kommen, in den letzten Jahren sind hunderte neuer Freies-Design-Projekte entstanden. Aber Baupläne allein reichen natürlich nicht, sondern man braucht auch Zugriff auf die benötigten Ressourcen, die Rohstoffe sowie Vorprodukte, die für die Produktion des Guts gebraucht werden, sowie auf die erforderlichen Produktionsmittel, also die für den Produktionsprozess notwendigen Maschinen und Gerätschaften. Wenn diese drei Voraussetzungen erfüllt sind, lassen sich auch materielle Dinge vervielfältigen – wir werden darauf zurückkommen.

Vervielfältigung ist aber nicht die einzige Möglichkeit. Manche Dinge lassen sich auch gut gemeinsam nutzen. Zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel: je mehr Leute eine bestimmte Buslinie benutzen, desto höher die sinnvolle Taktfrequenz, also desto häufiger können die Busse fahren. Für die Nutzer/innen ist das von Vorteil, weil sie schneller zum Ziel kommen. Der Ressourcenverbrauch steigt dadurch zwar auch an, aber sehr viel langsamer als beim Individualverkehr, wo jede/r ein eigenes Auto bräuchte.

Bei Netzwerken und ähnlichen Systemen wird dieser Effekt als Netzwerkeffekt bezeichnet: Je mehr Leute am Internet oder am Telefonnetz beteiligt sind, mit desto mehr Leuten kann ich kommunizieren, desto mehr Möglichkeiten zur Interaktion gibt es. Je größer das Netzwerk, desto besser für alle. Der Ressourcenverbrauch steigt mit steigender Teilnehmendenzahl zwar ebenfalls, aber im Allgemeinen weniger stark als die Zahl der Teilnehmenden.

Zudem können bestimmte Dinge oft nicht nur von einer Person, sondern von mehreren gleichzeitig benutzt werden. Das ist die Idee der Freien Funknetze: ich kann meinen Zugangspunkt zum Internet problemlos mit anderen teilen, da ich eh nur selten die gesamte Bandbreite ausnutze. Dadurch dass zwei oder drei andere Leute meinen Zugang mitbenutzen, wird er im Allgemeinen nicht spürbar langsamer.

Neben solch gemeinsamer Nutzung, wo Dinge von mehreren Leuten gleichzeitig genutzt werden, ist auch die abwechselnde Nutzung eine Möglichkeit. In dem Video hieß es: „Wenn ich dein Fahrrad klaue, musst du den Bus nehmen.“ Aber falls die andere heute eh den Bus nimmt (z.B. weil ihr die Strecke zu weit ist), braucht sie ihr Fahrrad ja gar nicht. Dann kann sie sagen: „Du kannst das Fahrrad haben, denn ich brauche es heute nicht“.

Bei einem einzelnen Ding kommt man mit der abwechselnden Nutzung allerdings nicht allzu weit, denn was ist, wenn wir beide das Fahrrad gleichzeitig nutzen wollen? Besser funktioniert es mit einer Einrichtung eines Pools mehrerer gleichartiger Dinge, die von einer Gruppe von Leuten abgewechselt genutzt werden. Man braucht dann zwar mehrere dieser Dinge, aber nicht für jede/n eins. Beispielsweise könnte ein Fahrradpool bzw. ein Carpool fünf Fahrräder oder Autos für zehn oder zwanzig Leute umfassen, wenn diese Leute aus Erfahrung wissen, dass sie selten mehr als fünf gleichzeitig benötigen. Eine solcher Pool kann für viele Dinge sinnvoll sein, die man nicht permanent braucht, beispielsweise auch für Werkzeuge oder Waschmaschinen.

Wenn mir jemand mein Fahrrad klaut, obwohl ich es noch nutzen wollte, ist das ärgerlich. Aber vielleicht will ich es ja gar nicht mehr benutzen. Wenn’s ein Kinderfahrrad ist, ist es irgendwann zu klein; auch bei Erwachsenen ändern sich die Bedürfnisse von Zeit zu Zeit, so dass man bestimmte früher benötigte Dinge nicht mehr gebrauchen kann. Wenn so ein Fall eintritt, dass ich ein eigentlich noch brauchbares Ding selbst nicht mehr gebrauchen kann, dann kann ich es an andere weitergeben, die etwas damit anfangen können. Das Weitergeben von Dingen ist eine weitere Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass die Dinge in Verwendung bleiben und man mit reduziertem Ressourcenaufwand viele Bedürfnisse befriedigen kann.

Und die Peer-Produktion ist schließlich immer Produktion für den Bedarf, also Dinge werden produziert, um verwendet zu werden, nicht um ungenutzt im Schuppen zu verstauben. Ein Thema im zweiten Teil war das Copyleft, das jede/n verpflichtet, anderen dieselben Freiheiten einzuräumen, die er oder sie selbst erhalten hat. Ein denkbares Gegenstück für materielle Dinge könnte eine „Nutze-oder-teile“-Klausel für Peer-produzierte Dinge sein, die festlegt: „Du darfst das Gut nutzen, wie und wie lange du willst; aber wenn du es nicht mehr nutzen willst, gib es an andere weiter, damit es in Verwendung bleibt.“

Ein Gegenstück zum Copyleft wäre eine solche Regelung insbesondere dann, wenn sie transitiv gilt, wenn also die Produzent/innen von Produktionsmaschinen und anderen Werkzeugen sagen: „Dieses Werkzeug fällt unter die Nutze-oder-teile-Klausel, und alle damit hergestellten Dinge tun das ebenfalls.“ Damit würden alle mit Hilfe solcher Werkzeuge hergestellten Dinge – ob Fahrräder, Häuser, Computer – unter diese Regelung fallen; sie könnten genutzt oder anderen zur Nutzung übergeben werden, dürften aber nicht verkauft oder vermietet werden.

Es gibt somit mindestens vier Arten, materielle Dinge zu teilen: man kann sie vervielfältigen, man kann sie gemeinsam nutzen, entweder gleichzeitig oder abwechselnd im Pool, und man kann sie weitergeben, wenn man sie nicht mehr braucht.

[Vierter Teil]

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