Schlagwort: marxismus

Automatische Gesellschaft

[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]

Die fetischismuskritische Richtung der marxschen Analyse betont den automatischen Charakter der kapitalistischen Vergesellschaftung. Und schließt manchmal daraus, dass eine freie, postkapitalistische Gesellschaft keinen automatischen Charakter haben dürfe. Warum das aus meiner Sicht falsch ist, soll in dieser Kolumne begründet werden. Zunächst jedoch ein paar Vorklärungen.

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Die Utopie vom Bild zur Wissenschaft

Für die Aprilausgabe von Analyse und Kritik hab ich diesen Text geschrieben:

Kritik bedarf der Utopie, will sie nicht ein bloßes Anschreien gegen Unvermeidliches sein. Was würde eine radikale Kritik an Herrschaft, Staat, Patriarchat und Markt nützen, wenn sie nicht verbunden wäre mit dem Verweis auf die Möglichkeit einer anderen Welt. Doch die Diskussion über Utopie fällt schwer, dies liegt v.a. daran, dass wir keine (meta)theoretischen Angebote haben, wie wir über Utopie streiten könnten. Die kategoriale Utopietheorie versucht hier einen Ausweg anzubieten.

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Vers un communisme de la connaissance?

[Dans : EcoRev‘ — Revue Critique d’Ecologie Politique, Nr. 45, 2017, S. 130-138]

Derniers écrits d’André Gorz

Stefan Meretz *

Dans L’immatériel, André Gorz se demandait si on n’allait pas « vers une société de l’intelligence ». Dans la version en allemand remaniée de cet ouvrage, sortie un après, en 2004, l’auteur reformulait la question dans les termes d’« un communisme de la connaissance ». Entre-temps, il avait pris connaissance du mouvement du logiciel libre qui se développait en Allemagne sous la houlette de Stefan Meretz, avec qui il avait noué une dense correspondance intellectuelle, et d’autres théoriciens et praticiens comme Wolf Göhring et Stefan Merten. De la sorte, Gorz prolongeait ses réflexions sur le capitalisme cognitif en étudiant la possibilité de voir germer la production de richesses intrinsèques sans valeur marchande.

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Demonetize: Anregungen und Ausblick

demonetize[Bisher erschienen: Einleitung, Teil 1, Teil 2, Teil 3]

4. Welche gegenseitigen Anregungen gibt es?

Postwachstum durch Demonetarisierung schärfen

Wir schlagen vor, den Diskurs zu Postwachstum durch die Demonetarisierungs-Brille zu schärfen und seine Hauptbotschaft und die Art der Fragestellungen zu vertiefen. Im Unterschied zu Debatten um Lebensstile, ethischen Konsum und Investment und zu Forderungen, die auf politische Regulierungen oder die Macht individueller oder kleinteiliger Verhaltensänderungen (im Sinn von Verzicht oder Suffizienz) vertrauen, würde Demonetarisierung woanders ansetzen: nämlich bei den Bedingungen und Triebkräften schädlichen ökonomischen Wachstums, insoweit sie mit Geld, Tausch und Wert einhergehen. Darüber hinaus könnte sie Postwachstumsdebatten durch ihren Reichtum an utopischen Modellen inspirieren.

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Was ist marxistisch an der Kritischen Psychologie?

Ferienuni Kritische Psychologie[Veranstaltung auf der Ferienuni Kritische Psychologie 2014. Hinkommen – kostenlos!]

Themenstrang: »Emanzipation«
Referent_innen: Michael Zander, Morus Markard, Stefan Meretz, Christina Kaindl
Tag/Zeit: Mittwoch, 17.9.2014, 19:00–21:00 Uhr

Seit ihren durch die westdeutsche Studierendenbewegung inspirierten Anfängen versteht sich die Kritische Psychologie als marxistisch. Klaus Holzkamp kennzeichnete sie 1983 als „marxistische Individualwissenschaft“, deren Bezug zum dialektischen bzw. historischen Materialismus vor allem auf erkenntnistheoretischer und gesellschaftstheoretischer Ebene angesiedelt sei. Auf dem Kongress „Erkenntnis und Parteilichkeit“ wurden diese Grundlagen 1997 – nach dem Ende des Realsozialismus – neu diskutiert. Heute scheinen die Zeiten dafür günstiger zu sein. Kapitalismuskritik liest man im Zuge der anhaltenden Weltwirtschaftskrise selbst im bürgerlichen Feuilleton. Genauer betrachtet zeigt sich allerdings, dass der Marxismus keinen guten Stand hat. In dieser Situation stellen wir erneut die Frage: Was ist marxistisch an der Kritischen Psychologie?

Erinnerung an André Gorz

Vor fünf Jahren starb der Philosoph André Gorz. Der folgende Artikel aus der Berliner Debatte Initial Nr. 3/2012 erinnert an Leben und Werk. Er gliedert sich in zwei Teile. Der erste Abschnitt zeichnet die Entwicklung des philosophischen Werks von André Gorz nach, was im zweiten Abschnitt am Beispiel des Wissenskommunismus vertieft wird.

Fahnder nach „Auswegen aus dem Kapitalismus“ – eine Erinnerung an André Gorz

Von André Häger und Stefan Meretz

André Gorz ist Jahrgang 1923 und erlangte Bekanntheit als Autor zahlreicher sozialphilosophischer Schriften. Seine Geburt ist nun bald neunzig Jahre her, sein Tod fünf. Weshalb an André Gorz erinnern? Als Theoretiker der kapitalistischen Krise und eines ökologischen Jenseits des Kapitalismus ist er aktueller denn je. Viele seiner theoretischen Arbeiten scheinen mit größerem Abstand zu ihrer Entstehungszeit eher an Aktualität zu gewinnen als diese einzubüßen. Das gilt in zweierlei Hinsicht, einer politischen wie theoretischen.

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Den Betrieb übernehmen. Einstieg in Transformation?

So lautete die selbstgestellte Frage einer Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung vom November 2011 (hier die Playlist, die meine Quelle war). Um es vorwegzunehmen: Sie wurde nur von einem Referenten mit »nein« beantwortet. Alle anderen drückten sich mehr oder weniger um die Frage herum oder endeten mit einem mehr oder minder deutlichem Wünschen: Schön wär’s schon…

Ich beginne also mit dem klarsten Beitrag, dem »nein« von Bernd Röttger. Ja, genau, das ist der Kollege, der auch auf dem Podium beim Elevate-Festival der commons-basierten Peer-Produktion, wie sie Christian vorgestellt hat, widerprochen hat. Das Argumentationsschema ist das gleiche, weshalb sich eine Befassung damit lohnt.

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Was die Marxistinnen sagen

(Crossposting: Dieser Text erscheint gleichzeitig bei Principien, wo er den dritten Teil einer Mini-Serie bildet. Der erste Teil ist nach der Diskussion, die ich im Anschluss mit einem freischaffenden Künstler führte, und in deren Verlauf ich meine Haltung revidiert habe, eigentlich obsolet. Im zweiten Teil argumentiere ich u.a. für eine bilaterale rhetorische Abrüstung: Wir sollten aufhören, von Teilen&Tauschen zu sprechen, wenn dafür die Gegenseite auf den Diebstahl-Vorwurf verzichtet. Er ist außerdem der Ausgangspunkt des folgenden Artikels.)

In der Diskussion um ACTA und das Urheberrecht haben die Progressiven einen argumentativen Sieg gegen die Konservativen errungen. Er hinterlässt aber einen bitteren Beigeschmack. Ja, er fühlt sich fast an wie eine Niederlage. Der Fortschritt soll die Künstlerinnen überflüssig machen? Ist das die Pointe? Sollten wir dann nicht doch besser beim konservativen Modell bleiben?

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Rezension »Was mehr wird, wenn wir teilen«

(Rezension erschienen in: »Das Argument«, Nr. 295/2011)

Ostrom, Elinor, Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter, hgg. von Silke Helfrich, oekom, München 2011 (126 S., geb., 14,95 €)

Verf. wurde schlagartig bekannt, als ihre Forschungen zu Gemeingütern 2009 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurden. Sie holte damit ein Thema ins Rampenlicht, das lange Zeit im diskursiven Abseits stand, nachdem der Ökologe Garrett Hardin 1968 mittels eines Denkspiels eine unabwendbare ›Tragik der Allmende‹ behauptet hatte: Eine zugangsoffene Weide werde zwangsläufig übernutzt, weil die einzelnen Viehhirten ihren eigenen Nutzen zu maximieren suchen. Nur ein privates oder staatliches Eigentumsregime, das den Zugang zur Weide reguliert, könne dies verhindern. Dieses Denken hatte und hat enormen Einfluss auf die (neo-)liberale Theoriebildung in den Wirtschaftswissenschaften. (mehr …)